Gründungszeit

„Zahlreich fanden sich Eltern und Schüler am Sonntagnachmittag, dem 22. Februar 1959, im Auerbacher Rudersaal ein, wo die offizielle Gründungsversammlung für eine Einrichtung stattfand, die von einigen interessierten und beherzten Männern schon seit einiger Zeit vorbereitet wird, nämlich für die Schaffung einer großen Knabenkapelle, die sich vorläufig als ’Speckbacher Knabenkapelle Auerbach/OPF. im Aufbau’ bezeichnet.“ So schrieb eine Tageszeitung über die erste Zusammenkunft der Gründungsmitglieder der Knabenkapelle Auerbach.

Vorausgegangen waren viele Gespräche. Willy Endres, der die Versammlung eröffnete, begründete den Plan, eine Knabenkapelle aufzubauen. Unter anderem sei eine solche Kapelle ein Gewinn für die ganze Stadt bei öffentlichen Anlässen und eine Möglichkeit, Nachwuchs für die Bergknappenkapelle zu sichern. Neben der Heranbildung zum Musiker sei aber die Förderung der Kameradschaft und des Gemeinschaftsgeistes von größter Bedeutung.

Ludwig Riedhammer, Dirigent der Bergknappenkapelle, und Willy Endres waren die Initiatoren dieser denkwürdigen Begebenheit. Bürgermeister Finsterer übernahm die Schirmherrschaft über die „Speckbacher Knabenkapelle“ und sagte die stetige Unterstützung durch den Stadtrat zu. Rektor Raimund Kubesch begrüßte die Gründung der Kapelle und stellte einen Übungsraum in der Knabenschule an der Neuhauser Straße zur Verfügung. Musikmeister Ludwig Riedhammer ging von Haus zu Haus und überzeugte Eltern und Buben davon, dass sie sich in den Dienst einer für Auerbach so wichtigen Sache stellten. 46 Knaben, meist jünger als zehn Jahre, trugen sich in die Gründungsliste für folgende Instrumentalbesetzung ein:

FLÖTE

Wolf, Hans

Paulus, Hermann

 

OBOE

Dornisch, Peter

 

KARINETTE IN B

Beyerlein, Harald

Eschrich, Horst

Küspert, Heinz

Popp, Werner

Specht, Josef

Wüst, Jürgen

TENORHORN

Heckel, Gerhard

Meindl, Helmut

Pöllmann, Hans

Ziegler, Max

 

Es-KLARINETTE

Laux, Dieter

Magiar, Günther

Sier, Anton

SAXOPHON

Baller, Burghard

Weiss, Martin

 

FLÜGELHORN

Haberberger, Hubert

Kohlmann, Georg

Kugler, Hans

Rechner, Günter

Wiesneth, Christian

Riedhammer, Franz

 

WALDHORN

Mühlke, Peter

Roppelt, Christian

Schmidtke, Lothar

 

TROMPETE

Beyerlein, Gerhard

Loos, Reiner

Mohr, Thomas

Sporrer, Franz

Rass, Oskar

TUBA

Kolleng, Peter

Ziegler, Ludwig

 

POSAUNE

Grimm, Heinz

Himmer, Helmut

Kreisl, Heinz

Lehner, Josef

Stürmer, Karl-Georg

Weber, Franz

 

SCHLAGZEUG

Popp, Martin

Popp, Horst

 

GROSSE TROMMEL

Baier, Markus

 

KLEINE TROMMEL

Baumgart, Hans

Schleicher, Bernhard

 

LYRA

Willkomm, Clenn

Eifrig machten sich die Buben daran, Tonleitern zu spielen und Musikstücke zu proben. Die ersten Lieder hießen: „Schön ist die Welt“ – „Sah ein Knab ein Röslein steh’n“ – „Auf der Wanderschaft“.

Eingliederung in den Trachtenverein

 Schon am 20. März 1959 fasste der erweiterte Ausschuss des „Heimat- und Gebirgstrachtenvereins Edelweiß“ aus Auerbach auf Antrag von Willy Endres den Beschluss, die „Knabenkapelle geschlossen in den Trachtenverein einzugliedern und den Musikmeister Ludwig Riedhammer als Vorstandsmitglied aufzunehmen“. Gegen Ende des Jahres beherrschten die jungen Musiker bereits mehrere Lieder und einige Märsche. Natürlich wollten sie auch in der Öffentlichkeit ihr Können beweisen. Ein Freund der Kapelle, Emil Kreuzer, später Bürgermeister in Auerbach, stellte sein Kino zur Verfügung. Die Buben standen in ihren schwarzen Kommunionanzügen auf der Bühne und warteten gespannt auf ihre erste Bewährungsprobe. Der Saal war bis auf den letzten Platz von Eltern, Gönnern und Förderern besetzt. Mit Bravour bewältigten die jungen Musiker ihr Programm. Ihre Eltern lauschten ergriffen den Klängen und freuten sich riesig über die eindrucksvolle Darbietung.

Weihnachten 1959 im Kino Kreuzer

Am 9. April 1960 begann um 18.00 Uhr im Specht-Saal die nächste wichtige „Vollversammlung“. Laut Protokoll waren anwesend: Musikmeister Ludwig Riedhammer, 45 aktive musizierende Buben, deren Eltern, viele Freunde und Gönner sowie die Vorstandschaft des Heimat- und Gebirgstrachtenvereins Edelweiß e.V. Einstimmig sprach sich die Versammlung für die Eingliederung in den Trachtenverein aus und einigte sich auf den Namen „Knabenkapelle des Heimat- und Gebirgstrachtenvereins Edelweiss e.V. Auerbach i.d.OPf.“. In die Vorstandschaft wurden gewählt: Emil Kreuzer als vorläufiger Geschäftsführer, Horst Eschrich als Schriftführer und Günther Wüst als Kassier. Diese drei engagierten Männer waren Garanten für eine erfolgreiche Zukunft der Knabenkapelle.

 

Das „Dreigestirn“ der Knabenkapelle:
Horst Eschrich, Emil Kreuzer, Günther Wüst

Noch eine weitreichende Entscheidung wurde bei dieser Versammlung getroffen. Von Anfang an war für die Knabenkapelle eine einheitliche, bodenständige, historische Tracht vorgesehen. Die Initiative ging von Michael Sier und dem Vorsitzenden des Trachtenvereins, Hans Brunner, aus. Die erforderlichen Angaben wurden der Auerbacher Stadtchronik von Josef Köstler entnommen. Man hielt sich streng an die überlieferten Daten. Nur den ursprünglichen „schwarzen, runden Hut“ änderte man etwas ab, indem man in Anlehnung an den Schachthut der Auerbacher Bergleute die sonst übliche breite Krempe der Bürgerhüte wegließ. Michael Sier fertigte die erste Tracht für alle 45 Musiker.

Erste ordentliche Vorstandschaft

Der provisorische Ausschuss lud zum 1. Mai 1960 zu einer erneuten Elternversammlung ins Cafe Meister. Die Vorstandschaft und ein aus vier Personen bestehender Elternbeirat wurden nahezu einstimmig gewählt.

Vorsitzender:
Schriftführer:
Kassier:
Elternbeiräte:
Emil Kreuzer
Horst Eschrich
Günther Wüst
Amalie Paulus           Rosa Beyerlein
Michael Sier               Werner Laux

Die Dauer der Vorstandschaft war auf zwei Jahre begrenzt, eine Wiederwahl möglich.

Bayernweit bekannt:

Vom 13. bis 15. August 1960 hielt der Bezirk Oberpfalz der „Vereinigung bayerischer Trachtenvereine links der Donau, Sitz Nürnberg“ sein Bezirksfest in der Bergstadt Auerbach ab. Am Samstag, dem 13. August, trat um 15.00 Uhr die Auerbacher Knabenkapelle in ihrer historischen Tracht erstmalig vor die breite Öffentlichkeit. In der Tagespresse war zu lesen: „Mit dieser Knabenkapelle, deren Mitglieder alle im volksschulpflichtigen Alter stehen, erhält die nordbayerische Trachten-bewegung ihre erste große Volkstrachten-Knabenkapelle, die zweifellos bei jung und alt großen Anklang finden wird.“

Wegen des unsicheren Wetters fand die Veranstaltung im 3000 Personen fassenden Festzelt statt. Zahlreiche prominente Gäste waren anwesend und zollten den Darbietungen der jungen Musiker höchstes Lob. Bevor die Knabenkapelle zum Abschluss den Marsch „Auf der Wanderschaft“ vortrug, ehrten viele Mütter den Dirigenten Ludwig Riedhammer mit Blumen und bekundeten ihren Dank für seine erfolgreiche Arbeit. Unter lautstarkem Beifall verließen die Buben das Podium.

13. August 1960 – erster offizieller Auftritt

Am nächsten Tag wurden die jungen Musiker noch mehr gefordert. Um 14.00 Uhr begann der Festzug mit der Knaben-kapelle an der Spitze. Tausende Schaulustiger säumten die Straßen. Die Zeitung berichtete: „Es wird nicht viele Auer-bacher geben, die den imposanten Festzug, der am Sonntag durch die geschmückten Straßen der Stadt zog, versäumten. Rechnet man zu den Auerbachern die vielen Gäste hinzu, so hatte die Stadt weit mehr als 10.000 Personen in ihren Mauern. Sonderbeifall erhielt natürlich die Knabenkapelle, die den Trachtenzug anführte.“

Festzug am 14. August 1960

Beim Festabend, zu dem sich auch der Regierungspräsident und viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einge-funden hatten, übernahm zuerst die Knabenkapelle den musikalischen Teil. In diesen zwei Stunden bot sie ein derart abwechslungsreiches und gelungenes Programm, dass sich die Zuhörer vor Begeisterung von ihren Plätzen erhoben und Beifall zollten.

An diesem Festtag war auch der Bayerische Rundfunk mit einem Aufnahmewagen in Auerbach, um in der darauffolgenden Woche dieses beeindruckende Ereignis senden zu können. So wurde die Knabenkapelle in ganz Bayern bekannt.

Dieser erste offizielle Auftritt war gleichsam die „Geburtsstunde“ der Knabenkapelle. Daher bestimmte die Vorstandschaft das Jahr 1960 als eigentliches Gründungsjahr, obgleich die Gründungsversammlung bereits im Februar 1959 stattgefunden hatte.

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