Neue Aufgaben

Dieser erfolgreiche Auftritt in der Öffentlichkeit machte der rührigen Vorstandschaft unter Führung von Emil Kreuzer Mut. Sie knüpften viele Verbindungen. Es kam zu Auftritten in Weiden, Creußen, Gunzenhausen und Fürth. In der Fürther Presse war sogar zu lesen, dass die Auerbacher Knabenkapelle durchaus mit der bis dahin schon sehr bekannten Dinkelsbühler zu vergleichen sei. Seit 1960 beteiligt sich nun unsere Knabenkapelle alle Jahre aktiv am Fürther Erntedankzug.

Im Oktober 1960 weilte der bayerische Innenminister und spätere Ministerpräsident Alfons Goppel in Auerbach zu Gast. Die Knabenkapelle, die mit brennenden Fackeln auf dem Marktplatz Aufstellung genommen hatte, begrüßte ihn mit einem schneidigen Marsch. Vorstand Emil Kreuzer überreichte ihm als Dank für eine namhafte Spende eine geschmackvoll angefertigte Urkunde.

Eine Woche später ging die „jüngste Knabenkapelle Bayerns“ auf große Fahrt nach Niederbayern. In Regen und Mintraching wurden mehrere Konzerte gegeben. Die „beachtliche Orchesterleistung“, die „vorbildliche Disziplin der Buben“ und die „großartige Organisation“ wurden in den Zeitungen besonders gewürdigt.

Ihre nächste große Aufgabe meisterten die Buben beim traditionellen Barbarafest der Auerbacher Bergleute mit Bravour. Emil Kreuzer hatte es fertiggebracht, dass ein Kamerateam der „Wochenschau – Blick in die Welt“ den Festzug und das Standkonzert der Knabenkapelle aufnahm. Einige Tage später spielten die jungen Musiker in allen Kinos der Bundesrepublik Deutschland.

Großen Anklang fand die erste Weihnachtsfeier der jungen Kapelle im Pfarrsaal bei allen Eltern und den geladenen Gästen. Die Buben freuten sich über ihre Geschenke. Zum Jahresschluss bereiteten sie den Kranken im Auerbacher Krankenhaus und den Alten im Caritasheim durch Konzerte große Freude. Diese Auftritte fanden auch in den folgenden Jahren statt.

Das Jahr 1961 brachte wieder verschiedenartige Einsätze für die inzwischen weithin bekannten Künstler:

-          Verabschiedung des Lagerkommandeurs General Burba in Grafenwöhr

-          Frühlingsfest in Sulzbach-Rosenberg

-          Sommerfest in Hersbruck

-          Märchenfestzug in Treuchtlingen

-          Blumenfest in Röthenbach

Zum Schmunzeln gibt ein Pressebericht über den Auftritt in Weiden Anlass: „Die Gäste staunten sehr, als statt der Knabenkapelle eine Mädchenkapelle auftrat, die aber auch ausgezeichnet spielte und reichlich Beifall erntete. Statt des bekannten Kapellmeisters Ludwig Riedhammer war die fesche Dirigentin Ludwiga erschienen, und statt der beiden erwachsenen Betreuer der Knabenkapelle, Emil Kreuzer und Horst Eschrich, stellten sich die stämmige Gouvernante Emilie und die rothaarige Dame Hortensia vor.“

Am 5. Juli 1961 blies die Knabenkapelle dem Bayerischen Landtag im Münchner Maximilianeum den Marsch. Wenige Wochen später unterhielt sie im Rahmen einer Wahlveranstaltung in Regensburg die wartende Menge mit musikalischen Darbietungen. Dabei überreichte der kleine Ernst Kasper dem Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer als Präsent der Knabenkapelle Auerbach echte Regensburger Knackwürste. Dieses Foto ging in den folgenden Tagen durch alle großen Zeitungen und Zeitschriften Deutschlands.

Konzert in den Lichterfelder Anlagen

Am 24. August 1961 fuhr die Knabenkapelle anlässlich der „Steglitzer Woche“ nach Berlin. Dieser Besuch fand also nur wenige Tage nach dem „Mauerbau“ statt, in einer politisch äußerst angespannten Situation. Dies wurde den Musikern von Seiten der Politiker und vor allem vom Berliner Publikum hoch angerechnet. Zu einem Konzert kamen 6000 Zuhörer. Insgesamt absolvierten die Buben an vier Tagen dreizehn Auftritte mit einer Gesamtdauer von 14 Stunden. Einige Male war das „Berliner Fernsehen“ anwesend. Als Abschiedsgeschenk bekam die Kapelle das Modell der Friedensglocke von Berlin, welches bisher nur Personen gegeben wurde, die sich ins Goldene Buch der Stadt Berlin eintrugen.

Das Repertoire der Knabenkapelle umfasste inzwischen 50 Musikstücke. Es reichte von kirchlicher über klassische und volkstümliche Musik bis hin zu ganz modernen Stücken.

1961 – vor dem „Mutterhaus“ in Auerbach

Im Jahre 1962 hatte die Knabenkapelle nahezu 40 Einsätze zu bestreiten. Ein Auftakt nach Maß war die ehrenvolle Verpflichtung, beim Europacup-Viertelfinale 1. FCN – Benfica Lissabon am 1. Februar in Nürnberg zu musizieren. Laut „8-Uhr-Blatt“ brachten die Buben vor dem Spiel und in der Halbzeitpause die 46.000 im Stadion „in Schwung“. Die Zuschauer „fanden nicht nur für die Sportler reichen Beifall, sondern auch für die jungen Musikanten aus der Oberpfalz.“

Im Juni 1962 ist die Knabenkapelle auf der Titelseite der „Bunten Illustrierten“ zu sehen. Anlässlich des 2000. Gründungsjubiläums der Stadt Mainz begeisterte sie das Publikum und kehrte mit berechtigtem Stolz nach Auerbach zurück. Leider bekam diese Reise einen bitteren Nachgeschmack. Denn Dirigent Ludwig Riedhammer hatte sich an Typhus infiziert und wurde schwer erkrankt ins Städt. Krankenhaus Bayreuth eingeliefert. Jakob Müller, der Musikmeister der Bergknappenkapelle übernahm als „Nothelfer“ in kameradschaftlicher Weise den Taktstock.

Großen Erfolg erzielte die Knabenkapelle im August bei ihrer sechstägigen Reise ins Saargebiet und nach Nordfrankreich. Die 63 Musiker gaben in Worms, Metz, Pirmasens, Saarbrücken und Zweibrücken Standkonzerte. Ihr Auftreten in Gersheim wurde sogar vom Fernsehen übertragen.

Im Oktober weilte die Kapelle auf Einladung des Landtagspräsidenten Dr. Hanauer in München, um die 75. Geburtstagsfeier des ehemaligen Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Högner musikalisch zu umrahmen. Ludwig Riedhammer schwang erstmals nach seiner Erkrankung wieder den Taktstock.

Am Freitag, dem 16. November 1962, fand im Cafe Meister die Generalversammlung statt, bei der Emil Kreuzer wieder zum 1. Vorstand gewählt wurde. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang einige Pressestimmen zum Stellenwert der Kapelle in der Öffentlichkeit: „In kultureller Hinsicht ist diese Knabenkapelle nicht nur für Auerbach, sondern für den ganzen Landkreis Eschenbach zu einem Begriff geworden. – Die Knabenkapelle ist weit über das Gebiet der Oberpfalz hinaus populär und ihr musikalisches Können überall bekannt!“

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