Ende September 1963 beteiligte sich die Knabenkapelle in ihrer schmucken Tracht zum ersten Mal beim großen Festzug anlässlich der Eröffnung des Münchner Oktoberfestes. Unter 40 Musikkapellen war sie die einzige Knabenkapelle, die verpflichtet worden war.
Oktoberfest 1963
Ein großes Ereignis für unsere Bergstadt war der Besuch der „Neptun-Mannschaft“ Ende Oktober. Nun wurde von Seiten der Stadt und der Knabenkapelle die Patenschaft über das Minensuchboot in feierlichem Rahmen offiziell übernommen. Zahlreiche Geschenke wurden ausgetauscht. Die Knabenkapelle ernannte den Kommandanten Joachim Rehberg zu ihrem Ehrendirigenten. Noch heute schmückt ein naturgetreues Modell der Neptun das Vereinsheim der Knabenkapelle.
Am 21. März 1964 übertrug der Bayerische Rundfunk ein Konzert der Auerbacher Knabenkapelle. Ein Kommentar in der Zeitschrift „Hör zu“ lautete: „Eine Knabenkapelle erobert die Welt. Seit fast fünf Jahren gibt es in der alten idyllischen Bergstadt Auerbach (Oberpfalz) eine Knabenkapelle, die in dieser kurzen Zeit schon viele begeisterte Freunde in ganz Europa gewonnen hat.“
Im Juni waren Vorstandschaft und Musiker zutiefst betroffen, als Ludwig Riedhammer aus geschäftlichen Gründen den Dirigentenstab niederlegte. Doch Hans Deinzer zeigte sich als Nothelfer und führte die Kapelle weiter. Die Buben waren nun besonders gefordert. Denn im Rahmen der 650-Jahrfeier der Stadt Auerbach vom 27.6. bis 6.7. 1964 mussten sie bei zahlreichen Auftritten ihr Können zeigen.
Festzug anlässlich der 650-Jahrfeier der Stadt
Im Ferienmonat August fuhr die Knabenkapelle in den Norden der Bundesrepublik mit Besichtigungen und Auftritten in Hamburg, Flensburg und Wolfsburg. Wichtigstes Ziel war jedoch das Minensuchboot „Neptun“ in Neustadt an der Ostsee. Für die Buben war es ein besonderes Erlebnis mit vielen bleibenden Erinnerungen.
Auch das Jahr 1965 bescherte den jungen Musikern neben einer Fülle von musikalischen Auftritten und Einsätzen wieder eine tolle Fahrt. Ganz überraschend kam für sie die Einladung des französischen Senators Alain Poher zu einem großen Heimat- und Trachtenfest als Rahmenprogramm für eine Kircheneinweihung in Orly bei Paris. Die französische Presse war voll des Lobes für die Leistungen der jungen Musiker und schrieb: „Unser berühmtes Fest hat durch die Knabenkapelle einen noch nie erreichten Höhepunkt erfahren. Sie erobert in Frankreich die Herzen.“
Ende Juni 1965 wurde in Auerbach wieder ein glanzvolles Fest gefeiert: 75 Jahre Bergknappenverein – 5 Jahre Knabenkapelle. Natürlich waren die Matrosen der „Neptun“ unter Führung des Kommandeurs des 5. Minensuchgeschwaders, Fregattenkapitän Schmezer, zu Gast. In der Presse war zu lesen: „Mit einem eindrucksvollen Sternfackelzug mehrerer Kapellen zum Marktplatz wurde das Gründungsfest eröffnet. In das anschließend gemeinsam gespielte „Niederländische Dankgebet“ stimmten die Glocken der Stadtpfarrkirche ein - ein würdiger Auftakt für die folgenden Tage.“
Am 18. Juni 1965 wurde in der Elternversammlung eine schwerwiegende Entscheidung getroffen. Durch einstimmigen Beschluss wurde die Knabenkapelle vom Heimat- und Gebirgstrachtenverein „Edelweiß“ losgelöst. Die Begründung lautete:
„Der Geschäftsbereich der Knabenkapelle Auerbach übertrifft seit langem schon den seines Stammvereins. Diesem kann jedoch nicht weiter zugemutet werden, die volle Haftung für die Knabenkapelle zu übernehmen. Es wird betont, dass das Ausscheiden der Knabenkapelle aus dem Stammverein mit voller Zustimmung des Trachtenvereins geschieht und das gute Verhältnis zum Stammverein weiter bestehen bleibt.“
Zwar stimmte die Generalversammlung des Trachtenvereins im Januar 1966 für eine Übernahme der Patenschaft, aber diese wurde erst anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Knabenkapelle am 5. Januar 1971 feierlich vollzogen.
Knabenkapelle1965
Am 22. Juli 1966 machte sich die Knabenkapelle auf ihre bislang längste Fahrt. Das Ziel hieß wieder Maidstone in England. Das Bayerische Fernsehen filmte die Verabschiedung auf dem Auerbacher Marktplatz. Stadtpfarrer Johann Ritter erteilte den Reisesegen. In Dover begrüßte Captain Jaggard die jungen Musiker mit großer Freude. Das englische Fernsehen drehte den Empfang. Ein reiches Programm erwartete die Buben:
Ø Auftritt im Park von Maidstone
Ø Konzert in der Königsschule von Canterbury vor einer unübersehbaren Zuhörerschaft
Ø Darbietung der „Deutschen Messe“ in der St. Francis-Church von Maidstone
Ø Ausflug nach London mit Stadtrundfahrt
Ø Empfang in der Deutschen Botschaft
Wie im Flug verging der 17-tägige Aufenthalt in England. Die Rückreise erfolgte über Belgien nach Dortmund, dann in Richtung Ostsee zur Marine. Die Kapelle wurde von den Neptun-Matrosen herzlich empfangen. Es folgten erlebnisreiche Tage mit Ausflügen nach Dänemark und nach Kiel sowie verschiedene Standkonzerte.
Die Knabenkapelle vor der Tower-Bridge in London
Am 7. August traf die Knabenkapelle Auerbach wieder in ihrer Heimatstadt ein und wurde hier herzlich empfangen.Halb Auerbach war auf den Beinen, als die Knabenkapelle am 14. März 1966 ihrem Vorstand ein Ständchen spielte. Denn Emil Kreuzer war, obwohl ein „Neu-Auerbacher“, mit großer Mehrheit zum Bürgermeister gewählt worden. Trotz seiner vielfältigen Aufgaben versprach er, der Knabenkapelle weiterhin als Vorsitzender zur Verfügung zu stehen.