Neues Team an der Spitze

Seit Beginn der achtziger Jahre ließ die Leistungsfähigkeit der Knabenkapelle merklich nach. Hauptursache war die erkennbare Amtsmüdigkeit einiger Vorstandmitglieder. Im Oktober 1983 trat die Vorstandschaft unter Emil Kreuzer geschlossen zurück. Er hatte die Knabenkapelle mehr als 23 Jahre lang in bravouröser Manier durch Höhen und Tiefen geführt. Unter seiner Leitung erzielte sie großartige Erfolge und wurde über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In seiner „Abschiedrede“ sagte er: „Nicht immer waren alle Beteiligten der gleichen Meinung. Manche Zwistigkeiten mussten beigelegt werden. Dennoch erlebte ich mit der Knabenkapelle eine schöne, freudvolle und ewig in Erinnerung bleibende Zeit.“

Bei der Weihnachtsfeier 1983 wurde Emil Kreuzer in Anerkennung seiner Verdienste zum „Ehrenvorsitzenden“ ernannt und Baptist Haberberger sowie Georg Gnan zu „Ehrenmitgliedern“.

Das neue Team mit Josef Merkl an der Spitze nahm sich vor, die bestehende Flaute rasch zu beheben. Eine entscheidende Neuerung war, dass in Zukunft auch Mädchen in die Kapelle aufgenommen wurden. Man hoffte, dadurch dem stark dezimierten Klangkörper möglichst schnell zur früheren Kraft und Größe zu verhelfen.

Mit Unterstützung von Bürgermeister Hanni Haberberger und den Schulleitern warb Vorsitzender Josef Merkl mit Erfolg in den Auerbacher Schulklassen. Bereits im Jahre 1984 konnten 23 neue Mitglieder in die Knabenkapelle aufgenommen werden.

Vorstandschaft und Elternbeirat 1983

„Einen guten Riecher bewies der Vorsitzende der Auerbacher Knabenkapelle mit einem Anruf in München“, schrieb im Mai 1984 eine Lokalzeitung. Die jungen Musiker durften nämlich anlässlich des Pokalspiels Bayern München – Schalke 04 am 9. Mai im Olympiastadion auftreten. Nach ihren gekonnten Darbietungen wurden die Buben und Mädchen von den 50.000 Zuschauern mit riesigem Beifall verabschiedet. Schließlich durften die Musiker auf der Haupttribüne unmittelbar neben den Ehrengästen Platz nehmen.

Olympiastadion München 1984

Vom 22. bis 25. Juni 1984 besuchte eine Abordnung des Patenbootes „Neptun“ unsere Bergstadt. Der neue Kommandant, Johannes Rathgens, stellte sich mit seiner Braut und einigen Offizieren in Auerbach vor. Bürgermeister und Stadtrat bereiteten ihnen einen herzlichen Empfang. Die Knabenkapelle spielte auf dem Marktplatz ein Ständchen. Die Neptunabordnung verbrachte drei erlebnisreiche Tage in unserer Stadt.

Mitte Juli 1984 stand der gesamte Landkreis Amberg-Sulzbach im Zeichen einer internationalen Jugendbegegnung. Musikgruppen aus den USA, aus Japan, Südafrika, England und Deutschland beteiligten sich am 4. Jugendmusikfestival. Die Auerbacher Knabenkapelle beherbergte das „Brighton Junior Youth Orchestra“ aus England während der fünf Tage ihres Aufenthalts. Bei der Ankunft der Briten waren auf dem Marktplatz die Englische, Deutsche, Bayerische und Auerbacher Flagge gehisst. Bürgermeister Hanni Haberberger wünschte den Gästen schöne Tage in Auerbach. Das zu bewältigende Programm hatte es in sich:

Ø       Besichtigungsfahrt nach Nürnberg

Ø       Beteiligung am Rock-Jazz-Konzert in Kastl

Ø       Offizieller Empfang im historischen Rathaussaal der Stadt Auerbach

Ø       Gemeinsames Konzert mit der Knabenkapelle im Kolpingsaal

Ø       Internationales Begegnungsfest in Hirschau

Ø       Zusammentreffen aller beteiligten Gruppen

Ø       Konzert des „Brighton Orchestra“ in Pegnitz

Die anfängliche Sprachbarriere war bald überwunden; zum Teil wurde „mit Händen und Füßen“ gesprochen. Gemeinsame Erlebnisse, gemütliche Stunden in froher Runde bei deutsch-englischem „Kauderwelsch“ machten in diesen wenigen Tagen englische und deutsche Musiker zu guten Freunden. Muriel Hart, die exzellente Dirigentin des „Brighton Junior Orchestra“ sagte nach dem Konzert im Kolpingsaal: „Wir sind zwar erst ein paar Tage hier. Aber es scheint so, als hätten wir uns schon ein ganzes Leben gekannt!“

Das „Brighton Junior Youth Orchestra“ im Kolpinghaus

Für den August 1984 hatte die Vorstandschaft einen sechstägigen Aufenthalt an der Ostsee geplant. Bei der Verabschiedung auf dem Marktplatz spendete Stadtpfarrer Johann Ritter den Reisesegen. Die Buben und Mädchen fühlten sich auf der „Neptun“ wie zu Hause. Mit Stahlhelmen und Funkgeräten ausgerüstet hatten sie den Minensucher schnell im Griff. Die Tage vergingen wie im Flug, denn ein abwechslungsreiches Programm ließ keine Langeweile aufkommen. Nur drei kurze Konzerte waren eingeplant, so dass die Freizeit nicht zu kurz kam. Grillabende, ein Fußballspiel und das Zusammenleben an Bord machte Musiker und Matrosen schnell zu Freunden. Der Höhepunkt der Ostseereise war schließlich die Ausfahrt mit der „Neptun“. Mit einem Abschiedskonzert bedankte sich die Knabenkapelle bei ihren Matrosen für den erlebnisreichen Aufenthalt.

August 1984 – Konzert auf der Pier in Olpenitz

Im September wartete bereits die nächste Fahrt auf die Buben und Mädchen. Denn anlässlich der 125-Jahrfeier der Bundesbahn Amberg hatte sich die Knabenkapelle Auerbach eine Freifahrt nach Bingen am Rhein erspielt. Die Reise erfolgte diesmal nicht mit dem Bus, sondern mit dem Intercity. Gleich am ersten Tag stand eine Dampferfahrt von Bingen nach St. Goarshausen und zurück auf dem Programm. Wegen des schlechten Wetters bauten die Musiker ihre Instrumente im Zwischendeck auf. Hunderte von Amerikanern honorierten die Darbietungen mit großem Beifall. „The best band of Germany“, meinten sie und kauften serienweise die Postkarten der Knabenkapelle. Am Sonntagnachmittag demonstrierten die Buben und Mädchen in Bingen mitten in der Fußgängerzone auf dem Rathausplatz ihr musikalisches Können. Besonders beim „Tigerrag“ wuchsen die jungen Künstler über sich hinaus. Den Taktstock schwang Ludwig Riedhammer jun., der schon den ganzen Sommer seinen erkrankten Vater vertreten hatte. Die Musiker waren von dieser Zweitagestour begeistert.

Im Jahr 1984 hatte die Knabenkapelle 34 Einsätze zu bewältigen. Trotz dieser Belastung waren Buben und Mädchen stets aktiv und engagiert bei der Sache. Die Vorstandschaft fühlte sich deshalb in ihrem eingeschlagenen Kurs bestätigt.

Am 23. Februar 1985 ließ die Raiffeisenbank Auerbach anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens eine Schallplatte mit allen Auerbacher Musikkapellen und Chören produzieren. Durch die Aufnahmen wurden an die Buben und Mädchen der Knabenkapelle äußerst hohe Anforderungen gestellt.

Am 13. und 14. April folgten die jungen Musiker einer Einladung des Kerb-Vereins aus Auerbach an der Bergstraße. Überaus herzlich wurden sie und ihre Begleiter im Bensheimer Rathaus von Bürgermeister Stolle und anschließend vom Kerb-Verein empfangen. Das Eintreffen der Oberpfälzer war sogar im Hessischen Rundfunk bekanntgegeben worden. Abends spielte die Knabenkapelle im Festzelt zu einem volkstümlichen Konzert auf. Das „Bergsträsser Echo“ schrieb: „Die Buben und Mädchen ernteten wahre Begeisterungsstürme.“

Ende April 1984 hieß es wieder „Band läuft!“ Denn die Vorstandschaft wollte zum 25-jährigen Bestehen der Knabenkapelle eine eigene Schallplatte herausbringen. Georg Schreg, der Direktor der Raiffeisenbank, erwies sich als großzügiger Sponsor.