Am 12. Juli 1985 bereitete die Stadt Auerbach ihren „Patenkindern“ einen großen Bahnhof. Denn nach zwölfstündiger Fahrt traf die Besatzung des Minensuchbootes Neptun pünktlich um 17 Uhr am Rathaus ein. Die Knabenkapelle gab für „ihre Matrosen“ und deren Familienangehörige auf dem Marktplatz ein Standkonzert. Am folgenden Samstagvormittag traten die Mannschaften der Neptun und der Knabenkapelle um 10.30 Uhr auf dem Schulsportgelände zu einem Fußballturnier an. Die Gästemannschaft musste sich mit 6:1 geschlagen geben. Am Sonntagmittag hatte die Knabenkapelle die Matrosen zu einem Grillfest an der Flembachhütte eingeladen. Die restlichen Nachmittagsstunden waren die „blauen Jungs“ Gäste der Stadt beim Bürgerfest.
In der ersten Augustwoche verbrachten die 43 Buben und Mädchen der Knabenkapelle bei einem Zeltlager am Weißenstädter See erlebnisreiche Ferientage. Gleich am ersten Abend stellten sich die jungen Musiker bei einem Standkonzert in Weißenstadt vor. Die zahlreichen Zuhörer spendeten reichlich Applaus. Auch wenn die sechs Tage nicht immer von idealem Campingwetter begleitet waren, konnte dies die gute Stimmung nicht verderben.
Jugendlager mit viel Musik am Weißenstädter See
Am 25. August spielte die Auerbacher Knabenkapelle beim Schlosshoffest in Kühlenfels. Am folgenden Wochenende war sie schon wieder aktiv bei der Gründungsfeier des Tennisclubs Langgräfe in Michelfeld. Die jungen Musiker umrahmten unter Leitung von Ludwig Riedhammer den Festgottesdienst mit der Schubert-Messe. „Der musikalische Vortrag war gekonnt“, hieß es in der Tagespresse. Die Mädchen und Buben in ihrer schmucken Tracht führten den Festzug an, der sich durch die mit Fahnen und Birken geschmückte Hauptstraße bewegte.
Am 19. Oktober 1985 wurde die Partnerschaft zwischen Laneuveville – devant Nancy und Auerbach besiegelt. Die Bürgermeister Pierre Mouchette und Hanni Haberberger unterzeichneten die Urkunde. Die Knabenkapelle trug wesentlich zum Gelingen des Heimatabends im Kolpingsaal bei. „Hoffnungsvolle Talente im Trompetenspielen aus den Reihen der Knabenkapelle, wie Karl Stief, Markus Pabst und Markus Toesko verursachten Beifallsstürme“, lautete ein Pressekommentar. Vorsitzender Josef Merkl überreichte ein Bild und die Schallplatte der Kapelle an den Bürgermeister von Laneuveville.
Pierre Mouchette und Hanni Haberberger schwangen gemeinsam den Taktstock.
Für Anfang Oktober wurde die Knabenkapelle nach München eingeladen, um den Festakt anlässlich des 80. Geburtstages von Altministerpräsident Dr. Alfons Goppel musikalisch mitzugestalten. Dies war eine besondere Ehre. Denn unter 1.600 gemeldeten bayerischen Kapellen war auf sie die Wahl als Vertreter der Oberpfalz gefallen. Vor 1.000 Honoratioren aus ganz Bayern eröffneten die Auerbacher im Herkulessaal der Münchner Residenz den Festakt mit dem „Intermezzo Festivo“. Mit der Deutschland – und der Bayernhymne setzten sie den Schlussakkord. Der Regierungspräsident der Oberpfalz, Karl Krampol, lobte in einem Dankesschreiben: „Ich wurde von vielen Seiten unmittelbar nach der Veranstaltung angesprochen. Alle äußerten höchste Anerkennung und Respekt für die musikalischen Darbietungen der Knabenkapelle Auerbach, aber auch für das äußere Erscheinungsbild der jungen Musikanten.“
Die Knabenkapelle (links im Bild) spielte für Dr. Alfons Goppel.
Ende November umrahmten die jungen Musiker auf Wunsch der Firma Cherry in Auerbach „mit Pauken und Trompeten“ das Richtfest am vierten Bauabschnitt im Industriegebiet. Am folgenden Wochenende spielten sie beim Adventmarkt weihnachtliche Weisen. Mit der Weihnachtsfeier im Kolpingsaal endete für die Mädchen und Buben ein ereignisreiches, aber auch strapaziöses Jahr. 1985 hatte die Knabenkapelle 28 Auftritte und zusätzlich das eigene Jubiläum zu gestalten. Erfreulich war vor allem, dass sich innerhalb von zwei Jahren die Zahl der Aktiven von 37 auf 49 erhöhte. Außerdem konnte Ludwig Riedhammer noch auf 15 Nachwuchsmusiker zurückgreifen.
Das Jahr 1986 begann für die Knabenkapelle mit exzellenten Auftritten in Nürnberg. Sie war vom Präsidenten der dortigen Faschingsgesellschaften eingeladen worden, an den närrischen Tagen die Stimmungswogen im Zentrum mit anzuheizen. Dieses Mal hatten sich die jungen Musiker als Clowns verkleidet. Die farbenfrohen Gewänder verdankten sie vor allem dem Engagement von Wolfgang Schiener und Johann Gnan. Die Buben und Mädchen mussten ihre Instrumente mit Glycerin funktionsfähig halten, da die sibirische Kälte diese teilweise blockierte. Sie traten vor der Lorenzkirche mit ihrem extra einstudierten Faschingsrepertoire auf. Am Wochenende waren die jungen Musiker im Regionalprogramm des Bayerischen Fernsehens zu bewundern.
Die Knabenkapelle kam beim Nürnberger Narrenvolk großartig an.
Am 15. Mai 1986 feierte Emil Kreuzer seinen 65. Geburtstag. Die Knabenkapelle gratulierte am Vorabend ihrem langjährigen Vorsitzenden mit einem Standkonzert. Josef Merkl skizzierte den Werdegang der Kapelle unter Führung des Jubilars. Als besondere Überraschung konnte er ihm die silberne Ehrennadel des Nordbayerischen Musikbundes anheften und zur Erinnerung eine Puppe in der Tracht der Knabenkapelle überreichen. Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung griff Emil zum Taktstock und dirigierte „seine Musiker“.
Emil Kreuzer, ein großer Gönner der Knabenkapelle
Anfang Mai 1986 begab sich die Knabenkapelle in Begleitung von Pfarrer Wladislaw Dymny, Bürgermeister Hanni Haberberger und dem Stadtrat mit zwei Bussen auf die große Reise in die 550 km entfernte Partnerstadt Laneuveville. Die Franzosen bereiteten ihnen einen überaus freundlichen Empfang. Als Zeichen ihrer Freude ließen die Gastgeber eine große Schar Brieftauben aufsteigen. Abends spielten die Knabenkapelle und die französischen Kapellen auf dem Rathausplatz abwechselnd zur Begrüßung.
Den offiziellen Teil leiteten am Samstagvormittag die Kapelle von Nancy und unsere jungen Musiker mit klingendem Spiel ein. Im Festsaal unterzeichneten die Bürgermeister Pierre Mouchette und Hanni Haberberger die Urkunden. Nun war die Partnerschaft zwischen Laneuveville und Auerbach perfekt!
Beim abendlichen Festessen sorgte unsere Knabenkapelle für beste musikalische Umrahmung. In der französischen Presse war zu lesen: „Diese jungen Musiker haben wesentlich zum Gelingen der Festtage beigetragen und viele französische Freunde gewonnen. Zu wahren Beifallsstürmen rissen sie die Zuschauer mit ihrem aufgeführten Holzhackertanz hin.“ Besonders beeidruckend war für die Auerbacher die überaus große Gastfreundschaft und Liebenswürdigkeit der französischen Gastgeber.
Am Sonntagvormittag spielte die Knabenkapelle beim Festgottesdienst in Laneuveville.
Auf große Fahrt ging die Knabenkapelle Auerbach am 18. Mai, dem Pfingstsonntag. Die 48 Buben und neun Mädchen erwiderten den Besuch des Junior Youth Orchestra im britischen Seebad Brighton, das sich zwei Jahre vorher in Auerbach aufgehalten hatte. „Eine Woge der Gastfreundschaft, Sympathie und Freundlichkeit schlug uns bei unserem Eintreffen entgegen“, teilte Vorsitzender Josef Merkl per Telex der hiesigen Presse mit. Am ersten Tag gab es eine Stadtrundfahrt, einen sehr herzlichen Empfang beim Bürgermeister der Stadt Brighton und anschließend eine Besichtigung der City. Danach spielte man im Pavillongarten vor 300 Zuhörern. Das Rundfunkstudio Sussex führte mit Josef Merkl ein Live-Interview, das Miss Muriel Hart, die Leiterin des Jugendorchesters Brighton, arrangiert hatte.
Ein Bombenerlebnis war am nächsten Tag der London-Aufenthalt. In Eastbourne zogen die Auerbacher, begleitet von einer Polizeieskorte, mit Marschmusik zur Redoute-Festung und spielten dort vor 600 Besuchern. Viel Applaus gab es für unsere jungen Musiker bei einem Konzert in der „Hove-Park-Lower-School“ von Brighton.
Besucht wurden auch das Freilichtmuseum in Singleton und der Vogelpark in Arundel. Nach acht erlebnisreichen Tagen hieß es dann wieder Abschied nehmen. Zwischenstationen legte die Reisegruppe bei der Rückfahrt noch in Bonn und am Frankfurter Flughafen ein. Am Dienstagabend kehrten die Auerbacher wohlbehalten in ihre Heimat zurück.
Kartengrüße der Knabenkapelle aus London