Eine Woche „on tour“

Im Ferienmonat August spielten die jungen Musiker lediglich bei der Kommandoübergabe im US-Lager Grafenwöhr und beim Brunnenfest in Vilseck. Doch in der letzten Woche gingen Mitglieder der Auerbacher Knabenkapelle wieder auf große Fahrt. Reiseziele waren Berlin, das Patenboot Neptun in Olpenitz und das Landesmusikfest Schleswig-Holstein in Eckernförde.

Mäuschenstill wurde es im Bus, als der DDR-Grenzbeamte die Ausweiskontrolle vollzog und dabei manch kritischen Blick über Gesichter und Passbilder schweifen ließ. Am Wannsee und auf dem Kurfürstendamm schnupperte man noch am Anreisetag „Berliner Luft“. Ein reichhaltiges Programm erwartete die Buben und Mädchen: Eine dreistündige Stadtrundfahrt, die Besichtigung markanter Punkte an der Sektorengrenze, der Besuch von „Plötzensee“ und von Ost-Berlin. Natürlich kam auch die Musik nicht zu kurz. Die Knabenkapelle konzertierte im Herzen Berlins, unmittelbar auf dem Kudamm. Viele Berliner spendeten riesigen Beifall für die speziell bayerischen Darbietungen.

Am fünften Tag war der Marinestützpunkt Olpenitz das Reiseziel. Die Einquartierung erfolgte in den Bootsstuben der Neptun und eines anderen Minensuchers. An diesem Abend war auch der Auftakt des Landesmusikfestes Schleswig-Holstein in Eckernförde. Im Rahmen eines internationalen Konzertes – es waren noch Engländer, Schweden und Dänen beteiligt – spielte die Knabenkapelle in der mit mehr als 1.000 Zuhörern besetzten Stadthalle mehrere bayerische Stücke. Ein Besuch in der Olympiastadt Kiel und des Marineehrenmals in Laboe sowie ein internationales Konzert auf dem vielbevölkerten Rathausplatz von Eckernförde standen am nächsten Tag auf dem Programm. Riesigen Beifall erhielt die Knabenkapelle beim Konzert im Festzelt noch am gleichen Abend. In einer knappen Stunde zogen die Musiker unter Leitung von Ludwig Riedhammer alle Register ihres Könnens und boten in einer Nonstopshow bayerisch-volkstümliche, aber auch moderne Unterhaltungsmusik.

Am Sonntag war das Finale des Landesmusikfestes. Als die Knabenkapelle im vollbesetzten Festzelt aufspielte, wollte das begeisterte Publikum die Buben und Mädchen nach dem einstündigen Konzert nicht von der Bühne lassen und verlangte Zugaben. Um 16 Uhr begann der Sternfestzug mit mehr als 50 Spielmannszügen und Musikkapellen, der in einem Aufmarsch aller 2.000 Musiker auf einem Sportplatz endete. Den Abend verbrachten die Musiker in der Kaserne in Olpenitz zusammen mit der Neptun-Besatzung. Am Montagabend kam die Knabenkapelle wohlbehalten nach Auerbach zurück. Wie immer nach einer längeren Fahrt trafen sich Reisende und Eltern zum Abschluss zu einem Dankgebet in der Pfarrkirche.

Die Knabenkapelle vor einem U-Boot aus dem 2. Weltkrieg in Laboe an der Ostseeküste

Diverse Auftritte

Für die Knabenkapelle war es eine Ehre, am 12. September 1987 die Amtseinführung des neuen Michelfelder Pfarrers Heinz Fuchs mitgestalten zu dürfen. Josef Merkl schenkte dem Geistlichen zur Begrüßung eine Schallplatte. Dass Pfarrer Fuchs auch beim Dirigieren gut in Form ist, das bewies er im Verlaufe des Festabends.

Am 10. Oktober fuhren die jungen Musiker zur „Kerb“ nach Auerbach an der Bergstraße. Anlass war die 200-jährige Wiederkehr der Kirchenrenovierung. Die Knabenkapelle gestaltete den Festgottesdienst und beteiligte sich am Festzug.

Ende Oktober wirkten die Buben und Mädchen unter Leitung von Ludwig Riedhammer beim Auerbacher Heimatabend im Kolpingsaal mit.

Bei der Generalversammlung am 6. November 1987 wurde Josef Merkl erwartungsgemäß wieder zum Vorsitzenden gewählt. Mit berechtigtem Stolz konnte er sagen: „Wir haben große Erfolge als Musiker, aber auch als Botschafter der Stadt und der Trachtenbewegung verzeichnen können. Darüber hinaus tragen die Mädchen und Buben zur Völkerverständigung bei.“ In diesem Jahr 1987 gehörten 67 Musiker der Knabenkapelle an, und 28 Auftritte waren zu verzeichnen.

Fasching „made in Auerbach“

Die ersten Wochen des Jahres stehen in unserer Bergstadt stets im Zeichen des närrischen Treibens. Am Faschingssonntag des Jahres 1988 sahen über 10.000 Besucher einen Umzug der Superlative. Überall herrschte Hochstimmung. Auch die Knabenkapelle trug wesentlich zum Erfolg bei. Tausende von Cola-Dosen hatten die Buben und Mädchen gesammelt, um ihre „Neptun II“ auszustaffieren. Schön war sie mit „Auerbach“ beschriftet. Den Nachsatz „in der Oberpfalz“, den die Bundesmarine als zu lang verworfen hatte, schleppte sie per Schlauchboot hinterher. Natürlich war die Knabenkapelle auch mit klingendem Spiel und in Clown-Kostümen beim „Bunten Treiben“ am Oberen Markt dabei.

Die „Dosen-Neptun“ – die große Attraktion des Auerbacher Faschingszuges 1988

Ehrenvolle Ständchen

Bis zum Abend dauerte die Gratulationscour bei Karl Gerstacker anlässlich seines 70. Geburtstages am 10. März 1988. Eine besondere Überraschung für den Jubilar war das Ständchen der Knabenkapelle. Josef Merkl überreichte ihm zudem eine Schallplatte und dankte für die wohlwollende Unterstützung bei verschiedenen Anlässen.

Wenige Tage später feierte das Auerbacher Stadtoberhaupt Hanni Haberberger seinen 60. Geburtstag. Bei der großen Festveranstaltung im Kolpingsaal überraschte Vorsitzender Josef Merkl nach einem musikalischen Auftakt den Bürgermeister. Er ernannte ihn zum Ehrenmitglied der Knabenkapelle Auerbach und überreichte ihm die entsprechende Urkunde und einen Wanderstock „nur für Prominente“. Danach dirigierte „Hanni“ einen Marsch „mit links“.

Eine perfekte Überraschung für das Ehrenmitglied Hanni Haberberger

Bei einem Besuch im Bayerischen Landtag am 18. März 1988 informierten sich die Buben und Mädchen nicht nur über die Arbeit der Politiker, sondern formierten sich auch zum Standkonzert in der großen Empfangshalle des Maximilianeums. Auch Landtagspräsident Dr. Franz Heubl hörte zu. Nach dem „Bayerischen Defiliermarsch“ dankte er den Musiken für ihren vorzüglichen Vortrag und lobte ihren Fleiß und ihre Einsatzbereitschaft.

Für USA-Reise gerüstet

Die ganze Bandbreite der Blasmusik präsentierte die Auerbacher Knabenkapelle bei ihrem ersten Frühjahrskonzert im 28. Jahr ihres Bestehens. Die jungen Musikerinnen und Musiker gaben sich konzertant. Neben „Bayrisch Zell“ waren internationale Klänge zu vernehmen wie aus der „West Side Story“, „Unter dem Sternenbanner“, „Holidays in Mexiko“, „Wo die Wolga fließt“ und vieles mehr. Dirigent Ludwig Riedhammer holte das Optimale aus seinen Schützlingen heraus. Verheißungsvoll schmückte bereits das Sternenbanner die Bühne des Kolpingsaals, ein Geschenk des Showteams „Spirit of America“. Die Amerikareise dauerte vom 7. bis 29. August. Auf die Musiker wartete in den Staaten ein abwechslungsreiches Programm. Im Anschluss an diese Vereinschronik finden Sie einen eigenen Bereicht über die einmaligen Erlebnisse.

Wenige Wochen später begeisterte die Auerbacher Knabenkapelle bei ihrem ersten Konzert in Pegnitz die Zuhörer. Die jungen Musiker machten eine musikalische Weltreise von Bayern nach Schottland, Russland, Mexiko und in die USA. Ende Mai 1988 stand unsere Bergstadt wieder im Zeichen der Musik. Der Spielmannszug der Kolpingsfamilie feierte sein 30-jähriges Jubiläum und mit ihm die ganze Stadt und viele Gäste. Beim Sternmarsch, beim Gemeinschaftschor und im Festzelt war auch die Knabenkapelle aktiv dabei.

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