Kontakte zwischen Ost und West

Am Sonntag, dem 2. September 1990, veranstaltete die Auerbacher Knabenkapelle erstmals ein „Neumühlfest“ anstelle des Michelfelder Kellerfestes. Eine weitere Premiere war der erste Auftritt des Jugendblasorchesters aus Auerbach/Vogtland in unserer Oberpfalz. Mit dem Marsch „Glück auf, der Steiger kommt“ spielten sich die 40 Musiker unter Leitung ihres Dirigenten Andreas Schmidt sofort in die Herzen der West-Auerbacher. Bevor dann die Knabenkapelle mit ihrem Dirigenten Ludwig Riedhammer auftrat, spielten die jungen Leute von Auerbach-Ost und Auerbach-West noch gemeinsam. Ohne vorher geprobt zu haben, klappte alles perfekt. Zu hören gab es „Grüße aus Klingenthal“, „City Girl“ und „San Angelo“.

Das erste Neumühlfest fand bei der Auerbacher Bevölkerung großen Anklang.

Vier Wochen später besuchte die Knabenkapelle Auerbach unmittelbar vor der Wiedervereinigung den Schülerblasmusikverein in Leipzig. Am Samstagnachmittag gaben die Bergstädter mit den Leipzigern ein Gemeinschaftskonzert anlässlich eines Drachenfestes im Freizeitpark Lössnig, bei dem Hunderte von Zuhörern anwesend waren. Als die Auerbacher Musiker am Sonntagnachmittag in einer Miniaturdampfeisenbahn Platz nahmen und um den Auensee fuhren, packten sie spontan ihre Instrumente aus und spielten den Bayerischen Defiliermarsch.

Am 2. Oktober 1990, dem Tag der Deutschein Einheit, umrahmte die Knabenkapelle Auerbach den feierlichen ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Stadtpfarrkirche. Im Anschluss daran zogen Bürger, Politiker und Vertreter der Behörden unter Klängen der jungen Musiker zum Stadtpark, um eine Linde als Symbol der Begegnung und zur Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag zu pflanzen.

Internationale Kontakte

Die Weihnachtsfeier der Knabenkapelle bot wieder einen musikalischen Hochgenuss. Josef Merkl ließ in seinem Rückblick die 29 Einsätze des vergangenen Jahres Revue passieren. Insbesondere gedachte er des Mitbegründers und langjährigen zweiten Vorsitzenden der Knabenkapelle, Horst Eschrich, der im November 1990 verstorben war.

Am 16. und 17. März 1991 besuchten unsere jungen Musiker das Jugendblasorchester Auerbach im Vogtland anlässlich des 20-jährigen Jubiläums. Am 6./7. Mai beteiligte sich eine Abordnung der Knabenkapelle an der feierlichen Indienststellung des Patenbootes „Auerbach/OPF“.

Beim Frühjahrskonzert der Knabenkapelle Auerbach am 11. Mai 1991 im Kolpingsaal war auch die Jugendkapelle Ternitz-Pottschach anwesend. Sie war bereits am Feiertag Christi Himmelfahrt angereist und hatte von Auerbach aus einige Ausflüge unternommen, unter anderem in die Wagnerstadt Bayreuth. „Unsere Knabenkapelle schlägt Brücken in viele Länder. Sie wird nicht nur gerne gesehen, sondern noch vielmehr gerne gehört“, stellte Bürgermeister Hanni Haberberger in seinen Grußworten heraus.

Während den ersten Teil des Konzertes die Gastgeber bestritten, übernahmen die Gäste aus Niederösterreich den zweiten Teil des Abends. Diese 36 Musiker im Alter von 11 bis 22 Jahren waren Pennäler einer Musikschule, an der circa 400 Jugendliche unterrichtet werden. „Neben vielen weiteren Ensembles ist die Jugendkapelle das Aushängeschild der Schule“, berichtete deren Leiter Ernst Gersthofer. Der Höhepunkt des Abends war das gemeinsam intonierte Stück „Military Escort“.

Ernst Gersthofer dirigierte den Gemeinschaftschor

Vom 17. bis 26. Mai 1991 fuhr die Knabenkapelle Auerbach „mit Pauken und Trompeten“ nach Spanien. Eigentlich sollte die Pfingstreise nach Amerika führen. Die Termine waren bereits abgesteckt, der Flug gebucht. Doch der Golfkrieg zerstörte die Hoffnungen der jungen Musiker. Kurz entschlossen entwickelte man als Alternativprogramm eine Spanienreise. Nachdem am Freitagabend auch die mitfahrenden Freunde vom Jugendblasorchester aus Auerbach im Vogtland am Schwemmweiher eingetroffen waren, starteten alle mit einem Konvoi von drei Bussen gegen Süden. Die Route führte durch Südfrankreich über die Pyrenäen zum Zielort Malgrat de Mar. Am Sonntagnachmittag umrahmte die Knabenkapelle Auerbach ein internationales Fußballturnier musikalisch. Zur Eröffnung spielten die Mädchen und Buben einige flotte Märsche, die von den vielen deutschen Urlaubern und den Spaniern begeistert aufgenommen wurden. Neben einigen musikalischen Einsätzen standen die Freizeitgestaltung und Besichtigungen im Vordergrund dieser Reise. Ein Höhepunkt war ein Ausflug zum Kloster Montserrat und nach Barcelona. Ein besonderer Gag war die Fahrt mit einem Bummelzug, mit dem ansonsten Stadtrundfahrten durchgeführt wurden. Unsere jungen Musiker bewiesen dabei ihr Können und spielten unter anderem den Bayerischen Defiliermarsch und den „Tiger Rag“. Die Passanten in den Straßen und am Boulevard freuten sich über diese außergewöhnliche musikalische Schau und klatschten begeistert Beifall. Nach zehn erlebnisreichen Tagen kamen die beiden Kapellen aus Auerbach „West“ und „Ost“ schließlich am Sonntagmittag wieder wohlbehalten in unserer Bergstadt an.

Mit klingendem Spiel marschierte die Knabenkapelle durch die Straßen von Malgrat de Mar

In Hochstimmung

Anfang Juni beteiligte sich am Fronleichnamswochenende auch die Knabenkapelle Auerbach am vier Tage dauernden Kreismusikfest in Kirchenthumbach. Es erreichte am Sonntagnachmittag seinen absoluten Höhepunkt. Mehrere tausend Besucher säumten die Straßen, als die über 300 Musiker bei einem Sternmarsch durch den Markt zogen. Die Bergstädter gehörten zur ersten Gruppe. Die elf Kapellen bildeten auf dem Sportplatz einen imposanten Klangkörper. Der Gemeinschaftschor endete mit der Bayernhymne und dem Deutschlandlied.

Eine Woche später spielte die Knabenkapelle Auerbach im restlos ausverkauften Frankenstadion vor der Bundesligabegegnung 1. FCN : FC Bayern München kräftig auf. Vor dem Block der FCN-Fans intonierten unsere Musiker „Oana geht no“ und „Wir sind die Champions“, was natürlich einen Massenchor von einigen tausend Sängern ins Leben rief. Viel Beifall erhielten unsere Mädchen und Buben am nächsten Tag auch in Hersbruck, als sie beim „Superfestzug“ anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Feuerwehr Hersbruck teilnahmen

Zu einem kleinen Volksfest wurde das Neumühlfest am ersten Sonntag im Juli, das die Auerbacher Knabenkapelle zum zweiten Mal ausrichtete. Mehrere hundert Besucher ließen sich bei hochsommerlichen Temperaturen im Hof der Neumühle unterhalten und bewirten. Superwetter und Hochstimmung herrschten auch beim Bürgerfest auf dem Marktplatz. Erstmals weilte die neue Besatzung des Patenbootes Auerbach/OPF in der Bergstadt. Josef Merkl, der Vorsitzende der Knabenkapelle Auerbach, erhielt von Kapitänleutnant Udo Bünte eine Fanfare als Gastgeschenk. Am Nachmittag spielten die Buben und Mädchen in ihrer hübschen Tracht, bei den tropischen Temperaturen kein leichtes Spiel.

Ein Erinnerungsgeschenk für die Knabenkapelle

Unterwegs in Sachen Musik

Auch für die 2. Hälfte des Jahres 1991 standen für die Knabenkapelle etliche Termine ins Haus:

21. Juli:                       Gestaltung des Gottesdienstes beim Magdalenenfest in
                                     Ranna mit anschließendem musikalischen Frühschoppen

10./11. August:         Umrahmung des Sommerfestes beim FC Teutonia Hausen

22. September:         Teilnahme am Oktoberfestzug zusammen mit dem

                                     Auerbacher Heimat- und Volkstrachtenverein

6. Oktober:                Michaelis-Kirchweih in Fürth

13. Oktober:              Mitgestaltung des Erntedankfestes

16. Oktober:              Musikalische Umrahmung des Fußballländerspiels

                                     Deutschland-Wales in Nürnberg

17. November:         Teilnahme am Volkstrauertag in Edelsfeld

28. November:         Adventsmarkt in Auerbach

Mit einem eindrucksvollen Weihnachtskonzert am Samstagabend, dem 21. Dezember, im Kolpingsaal schloss die Knabenkapelle Auerbach die Reihe ihrer Auftritte im Jahr 1991 ab. In diesem festlichen Rahmen wurde durch den Vorsitzenden Josef Merkl und seinem Stellvertreter Günther Cermak eine Reihe von Auszeichnungen vorgenommen.

Ehrungen anlässlich des Weihnachtskonzertes 1991

Vielfalt der Blasmusik demonstriert

Am 2. März 1992 war es für die rund 60 Musikerinnen und Musiker der Knabenkapelle ein großartiges Erlebnis, zu den 8.000 aktiven Teilnehmern des Rosenmontagszuges in Köln zu gehören. Dreieinhalb Stunden schlängelte sich der rund sieben Kilometer lange Zug durch die Straßen, so dass die als Clown verkleideten Mädchen und Buben schon eine beachtliche Leistung mit ihrem Nonstop-Spiel zu erbringen hatten.

Die solide Grundausbildung und das regelmäßige Musizieren zahlten sich für 16 Mitglieder der Auerbacher Knabenkapelle aus. Denn sie erwarben Anfang April 1992 das Leistungsabzeichen in Bronze für Jungmusiker. Der Nordbayerische Musikbund führte in der Musikschule Sulzbach-Rosenberg sowohl Vorbereitung als auch Prüfung durch.

Musik verbindet! – Nach diesem Motto herrscht bei der Knabenkapelle schon immer ein reger Austausch mit Musikgruppen fremder Länder. Ein neuer Höhepunkt war der am Ostermontag, dem 20. April 1992, beginnende, sechstägige Besuch des „Boston High School Orchestra“ in Auerbach. Den Gästen wurde ein vielfältiges Programm geboten, u. a. Fahrten nach Garmisch, Neuschwanstein, München und in die Fränkische Schweiz. Aber es fanden in diesen Tagen auch zwei gemeinsame Konzerte in Vilseck und im Auerbacher Kolpingsaal statt. Der klassische Chor und die Orchesterbesetzung der Gäste aus Übersee bestanden aus 14- bis 18-jährigen Jungen und Mädchen unter Leitung von Helen T. Taylor.

Empfang im historischen Rathaussaal

Am Sonntag, dem 1. Juni 1992, fuhr die Knabenkapelle zum 40-jährigen Bestehen des Nordbayerischen Musikbundes nach Bamberg, wo sich über 6.000 Bläser aus 22 Nationen trafen. Die jungen Musiker bestritten am Vormittag Wertungsspiele und marschierten am Nachmittag im Festzug mit, an dem 173 Kapellen teilnahmen. Eine „Klangwolke“ hüllte den Bamberger Domplatz ein. „Der Gemeinschaftschor der Bläser und der Sänger des Fränkischen Musikbundes boten den mehreren Tausend Zuschauern ein grandioses Spektakel für Augen und Ohren“, lautete ein Ausschnitt aus dem „Fränkischen Tag“.

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