17 Tage lang waren die Musiker der Knabenkapelle auf großer Tour. Zum zweiten Mal ging es mit Notenblättern und Instrumenten in die Staaten. Am Pfingstfreitag, dem 5. Juni, starteten die 65 Musikerinnen und Musiker mit ihrem Dirigenten Ludwig Riedhammer, begleitet von 35 Vorstandsmitgliedern, einigen Eltern und Bekannten. Stationen der Tournee waren diesmal Boston, New York, Washington und Baltimore. Achtmal zeigten die Musiker bei Konzerten ihr Können. Aber auch die Freizeit kam nicht zu kurz. Am 21. Juni traf die Reisegesellschaft wieder auf dem Marktplatz in Auerbach ein. Ein ausführlicher „Reisebericht“ ist im Anhang an die Chronik als „Highlight“ zu finden.
Vor dem Capitol in Washington stellten sich die Auerbacher zum Gruppenfoto
Den richtigen Riecher hatte Josef Merkl bei der Terminierung des dritten Neumühlfestes. Denn bei Temperaturen über 30 Grad ließen sich am Sonntag, den 26. Juli 1992, viele Besucher von den musikalischen Streifzügen „von Südamerika bis hin zur Oberpfalz“ begeistern. Drei Stunden unterhielten die 55 Buben und 15 Mädchen mit ihrem „Amerika-Repertoire“ und mit typisch bayerischer Stimmungsmusik. Der Vorsitzende freute sich, dass Petrus keinen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
Bereits am Mittwoch der folgenden Woche stand für die Buben und Mädchen ein weiterer Termin geselliger Art an: Ein viertägiges Zeltlager am Weißenstädter See war als Dankeschön gedacht. Vorstandschaft und Eltern übernahmen dabei die Betreuung. Schließlich stand noch für das letzte Ferienwochenende ein Besuch beim Patenboot „Auerbach/OPF“ auf dem Programm.
Mit klingendem Spiel erfreute die Knabenkapelle in der 2. Septemberwoche die Besatzung des Patenbootes „Auerbach“ im Rahmen einer Ostseereise. 45 Musiker waren zusammen mit Günther Cermak, Sepp Merkl und Luggi Riedhammer in den hohen Norden nach Olpenitz aufgebrochen, um für einige Tage Seeluft zu schnuppern. Nach einem kurzen Stadtbummel am ersten Tag in Schleswig stand der Besuch des Patenbootes, das genauestens unter die Lupe genommen wurde, auf dem Programm. Dem herzlichen Empfang an Bord folgte ein Fußballmatch, das die Auerbacher Musiker trotz körperlicher Überlegenheit der Nordlichter mit 2 : 0 Toren für sich entschieden. Ein gemütlicher Abend rundete die erste „Tuchfühlung“ ab. Der 2. Tag wurde für eine Busfahrt nach Sonderborg in Dänemark genutzt, wo genügend Zeit für einen Einkaufsbummel blieb. Nach der Rückkehr über Flensburg lud Kommandant Udo Bünte zum Blockhüttenfest, zu dem auch 1. Bürgermeister Hanni Haberberger und eine Abordnung aus der Bergstadt eintrafen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Besatzung gleich zum nächsten Bürgerfest eingeladen. Die Knabenkapelle trug natürlich mit einem Standkonzert zum Gelingen des Abends bei. Abgerundet wurde der Aufenthalt an der Ostsee mit einer Familienfahrt auf dem „SM-Boot Auerbach“ in küstennahen Gewässern. Die Rückfahrt traten die Auerbacher dann am Sonntag nach dem Frühstück an.
Das „SM-Boot Auerbach i.d.OPf.“
Am 10./11. Oktober 1992 besuchte die Knabenkapelle Auerbach die bisher größte Bilderausstellung und Präsentation ihrer Heimatstadt. Der Kur- und Verkehrsverein Auerbach an der Bergstraße hatte seinen Namensvetter dazu eingeladen. Das Kerb-Wochenende bestritten ausnahmslos Musiker aus der Oberpfalz: die Knabenkapelle, die Schützenkapelle und die „Zwoa Spitzbuam“ Richard Merkl und Erwin Rühr. Die beiden Kapellen marschierten beim festlichen Kirchweihumzug durch die Straßen des hessischen Auerbach. Der Verkehrsverein hatte dafür eigens einen Wagen gebastelt, auf dem der „Oberpfälzer Auerochse“, das Wappentier Auerbachs, durch die Straßen rollte.
Die Knabenkapelle Auerbach sorgte für eine tolle Stimmung im Zelt
Eine Weihnachtsfeier besonderer Art beging die Knabenkapelle Auerbach am Abend des 19. Dezember 1992 im Kolpinghaus. Zu Gast waren nicht nur die Eltern der jungen Musiker sowie Ehrengäste, sondern auch die Matrosen des Minensuchbootes Auerbach mit ihrem Kommandeur Kapitänleutnant Udo Bünte.
Ein abendfüllendes Programm mit musikalischen Vorträgen der „großen Musiker“ zeigte den hervorragenden Leistungsstand. Im Anschluss daran gewannen die Nachwuchsmusiker der Knabenkapelle mit volkstümlichen weihnachtlichen Weisen neben den nötigen Auftrittserfahrungen auch die Sympathien der Zuhörer. Ein Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Kapitänleutnant Udo Bünte, der zur Gitarre das friesische Weihnachtslied „Wienachen is nich wit“ sang. Die Matrosen schenkten zudem allen Musikerinnen und Musikern der Knabenkapelle als Mitbringsel kleine Minensuchboote aus Lebkuchenteig, die an Bord der „Auerbach“ gebacken worden waren.
Kapitänleutnant Udo Bünte beim Vortrag eines friesischen Weihnachtsliedes
Im Jahr 1993 war die Teilnahme am Kölner Rosenmontagsumzug der erste große Einsatz. Am 21. März überbrachte die Knabenkapelle dem 1. Bürgermeister Hanni Haberberger Glückwünsche und musikalische Grüße zum 65. Geburtstag, um damit die Verbundenheit zu ihrem Ehrenmitglied auszudrücken. Das Geburtstagskind musste auch den Taktstock schwingen.
Lang anhaltender Beifall war am Samstagabend im gutbesuchten Kolpinghaus der Lohn für die 60 jungen Musiker, die ihr traditionelles Frühjahrskonzert gaben. Unter der Leitung von Ludwig Riedhammer jun., der erst wenige Tage vorher zum staatlich anerkannten Dirigenten ernannt worden war, bewiesen die Mädchen und Jungen wieder einmal ihr Können am Instrument und ihre Freude an der konzertanten Blasmusik. Selbst nach zwei schwungvollen Zugaben wurde die Kapelle vom begeisterten Publikum noch nicht entlassen. Das Repertoire der Knabenkapelle konnte sich hören lassen: Von bekannten Märschen bis hin zu modernen Rhythmen kamen Musikliebhaber verschiedenen Geschmacks auf ihre Kosten. Sehr gut gelang den Jugendlichen die Premiere des schwierigen Stückes „Moment for Morricone“, das in der Musik der Kunststufe zugeordnet wird. Westernfans fanden sich gedanklich inmitten des Kultfilms „Spiel mir das Lied vom Tod“ wieder. Neue Rhythmusinstrumente gaben überzeugend das Hufgeklapper der Pferde wieder. Die Konzertgäste konnten sich überzeugen, dass der erste Rang mit Auszeichnung, den die Kapelle im Vorjahr eingeheimst hatte, zu Recht verliehen wurde. Staatssekretär Rudolf Kraus fand die Darbietungen „großartig“ und brachte seine „Hochachtung vor der Leistung der jungen Musiker“ zum Ausdruck, denn es war ein Frühjahrskonzert der Superlative.
Die Knabenkapelle Auerbach war und ist auch im Frankenstadion bestens bekannt. Am Samstag, dem 22. Mai 1993, spielten die Musiker vor der Partie Nürnberg : Dortmund und in der Halbzeitpause. Über 45.000 Besucher hörten ihre Darbietungen. Als Dankeschön bekamen die Mädchen und Buben jeweils eine Platzkarte für die Haupttribüne und Vorsitzender Josef Merkl einen Fußball mit allen Unterschriften der Spielen.
Riesenandrang herrschte beim Neumühlfest, das fast schon zu einem zweiten Bürgerfest wurde. Die Knabenkapelle hatte eingeladen, und die Gäste strömten scharenweise herbei. Eine Delegation aus Auerbach an der Bergstraße feierte mit. Der Run auf die Kuchentheke, Steaks, Bratwürste, Brezen, Gerstensaft und Nichtalkoholisches übertraf alle Erwartungen.
Bei der Michelfelder ASV-Sportplatzkirchweih am 26. Juni führte die Knabenkapelle Auerbach den Festzug in voller Besetzung an. Auch am folgenden Wochenende bildeten die Bergstädter beim Wiesenfest in Warmensteinach die Spitze des farbenfrohen Festzuges und sorgten im Festzelt für musikalischen Schwung. „Die 50 Buben und Mädchen im Alter von zehn bis 20 Jahren spielten gekonnt und sehr fleißig“, hieß es in der Presse. Natürlich erhielt acht Tage später Michael Sier, der Mitbegründer und langjährige Elternbeirat der Knabenkapelle, zu seinem 75. Geburtstag ein ausgedehntes Ständchen, diesmal unter Leitung des „Gründungsdirigenten“ Ludwig Riedhammer senior.
Vom 1. FCN gab´s einen Fußball mit Unterschriften als Geschenk
Die Feierstunde anlässlich des 30-jährigen Patenschaftsjubiläums mit dem „MS-Boot Neptun-Auerbach/OPF“, der Knabenkapelle und der Stadt im Sitzungssaal am 10. Juli 1993 war mehr als nur ein Festakt. Von allen Rednern wurde besonders die tiefe und innige Freundschaft zwischen Besatzung und Auerbacher Bevölkerung hervorgehoben. So bekräftigte Bürgermeister Hanni Haberberger: „Diese vor 30 Jahren geknüpften Bande sind auch heute noch ganz fest!“ Josef Merkl betonte, dass sich die Knabenkapelle als Bindeglied zwischen der Bootsbesatzung und der Stadt sehe. Er sagte: „Wir sind diejenigen, die auf gesellschaftlicher Ebene die Patenschaft unterhalten und für die Matrosen da sein können.“ Auch Udo Bünte dankte der Stadt, der Knabenkapelle und den Gasteltern für die Freundschaft und Herzenswärme, von der die Patenschaft geprägt sei.
Ende September übernahm der Kapitänleutnant die Dienstgeschäfte als neuer Kommandant auf dem Minensuchboot „Ulm“ in Wilhelmshaven. Sein Nachfolger auf der „Auerbach/OPF“ wurde Kapitänleutnant Kai Paetau.
Seit 30 Jahren besteht eine tiefe Freundschaft zwischen Besatzung und Auerbacher Bevölkerung
Bei der Jahreshauptversammlung der Auerbacher Knabenkapelle wurde dem bisherigen Führungsgremium einstimmig das Vertrauen erteilt. In seinen Begrüßungsworten fand Josef Merkl lobende Worte für die Einsatzbereitschaft der jungen Musiker und ihrer Eltern. Rund 30 Auftritte habe die Knabenkapelle jährlich zu bestreiten. Merkl betonte, dass neben dem Unterhaltungsstil nun etwas mehr zur konzertanten Blasmusik übergegangen werde. „Das spricht die Musiker besser an.“ Der Vorsitzende klärte die Anwesenden auf, dass es im Sinne der Führungskräfte sei, eine getragene Musik an das Publikum heranzubringen, auch Filmmusik. „Bei besonderen Anlässen wollen wir mit dieser Musik aufwarten“, sagte der Vorsitzende zukunftsweisend. Um die Vielzahl von Positionen besetzen zu können, unterzogen sich im vergangenen Jahr mehrere Musiker den Prüfungen des Nordbayerischen Musikbundes und erwarben die Leistungsnadel in Bronze und Silber. Außerdem war zur Freude der Dirigenten aufgrund einer „Schnupper-Probe“ mit 15 Neuzugängen zu rechnen.
Ausgezeichnet für jahrelanges musikalisches Engagement
Beim Erntedankfest auf Gut Schönhof in Eichenbirkig vor rund 1.500 Gästen und beim Weihnachtskonzert im Kolpingsaal boten die jungen Musiker ein beachtliches Repertoire. Beide Veranstaltungen waren ein musikalischer Leckerbissen.