Von Erfolg zu Erfolg

Das Jahr 1995 begann wieder mit erlebnisreichen Einsätzen bei bedeutenden karnevalistischen Veranstaltungen. Etwa 20.000 Zuschauer säumten am 19. Februar die Straßen in Sulzbach-Rosenberg, um den ostbayerischen Faschingszug bestaunen zu können. Auch die Knabenkapelle trug zum Gelingen des großartigen Spektakels bei. Sie marschierte gleich an der Spitze des Zuges vor den geschmückten Cabrios der Ehrengäste. Eine Woche später beteiligten sich die jungen Musikerinnen und Musiker zum vierten Mal am Rosenmontagszug in Köln. Es war ein Heidenspaß, aber auch anstrengend. Denn immerhin schlängelte sich der Gaudiwurm an die sechs Kilometer und über nahezu vier Stunden hin.

Das Frühjahrskonzert der Knabenkapelle am 6. Mai wurde wieder zu einem einzigartigen Klangerlebnis. Landrat Dr. Hans Wagner war erstaunt darüber, „mit welcher Konzentration diese jungen Menschen bei der Sache waren“.

Melodische Vielfalt

Ein Meilenstein der Vereinsgeschichte war die Konzertreise zum Landesmusikfest in Füssen an Christi Himmelfahrt. 171 Musikkapellen aus ganz Europa beteiligten sich daran, sogar das alles überragende Staatsorchester aus Moskau. Am Freitag folgten die Besichtigungen von Schloss Neuschwanstein, Kloster Ettal, Garmisch-Partenkirchen und ein Ausflug nach Österreich. Am Samstag war der Tag der Prüfung. Leider konnte die Knabenkapelle in der Gemeindehalle von Rieden am Forggensee nicht in kompletter Besetzung antreten, denn im letzten Moment hatten einige Leistungsträger ihre Mitreise abgesagt. Das Pflichtstück „Variazioni in Blue“ ging sauber über die Bühne. Auch das Wahlstück „Spiritual Moments“ lief schnörkellos. Die Knabenkapelle erhielt eine prima Wertung: erster Rang mit Belobigung. Mit diesem Erfolg waren die 45 Musiker hochzufrieden, ihre innere Spannung ließ nach. Am Sonntag war der große Tag der Begegnung. Etwa 7.000 Musiker trafen sich auf dem Sportgelände der Kaserne zum Gemeinschaftschor und spielten vor zahlreichen Ehrengästen, an ihrer Spitze Ministerpräsident Edmund Stoiber.

Auf Spanienreise

44 Musiker, Vorstandschaft und Elternbeiräte sowie eine stattliche Zahl von Eltern und Freunden, insgesamt 80 Personen, beteiligten sich am Vereinsausflug der Knabenkapelle vom 9. bis 18. Juni 1995. Ziel war der Badeort Malgrat de Mar an der Costa Brava, etwa 60 Kilometer nördlich von Barcelona. In den ersten beiden Tagen konnten die Buben und Mädchen wegen des schlechten Wetters nicht baden gehen. Daher nutzte man die Zeit, um Malgrat sowie die Touristenmetropole Lloret de Mar zu besichtigen und den schönen Botanischen Garten in Blanes zu besuchen. Außerdem hatten die Musiker Einsätze im riesigen Restaurant des Hotels und im Marineland in Blanes. In einem Reisebericht heißt es: „Wir boten einen bunten Querschnitt durch unser Programm: Bayerisch-böhmisch, konzertante Musik (Verdi), moderne Rhythmen und auch Stimmungsmusik. Das fast ausnahmslos deutsche Publikum war sehr begeistert von den ungewöhnlichen musikalischen Darbietungen im fernen Spanien.“

Am Donnerstag fuhr die Knabenkapelle nach Barcelona, wo das Patenboot „Auerbach/OPf“ im Hafen lag. Man wollte die Besatzung überraschen, die von dieser Spanienfahrt keine Ahnung hatte. Vorsitzender Josef Merkl schrieb in einem Artikel: „Wir schlichen auf leisen Sohlen an das Boot heran und enterten es ohne Gegenwehr. Flugs bildeten wir die Konzertaufstellung und schmetterten den Bayerischen Defiliermarsch. Die Überraschung war perfekt. Oberbootsmann Meier war der erste, der aus der Luke stieg. Er war wie vom Blitz getroffen. Dann stürmten sie an Deck, die Jungs unseres Patenbootes und empfingen uns mit überschwänglicher Begeisterung.“ – Ein kurzes, aber herrliches Bordfest wurde gefeiert. Natürlich gab die Knabenkapelle noch einige Kostproben ihres Könnens. Mittags verließen die „Piraten“ wieder das Boot mit der Gewissheit, die Freundschaft mit der Besatzung der Auerbach weiter vertieft zu haben.

Nach dem „Überfall“ auf das Patenboot dirigierte Kommandant Kai Paetau den „Tiger Rag“.

Am Samstagabend verließ die Knabenkapelle Malgrat de Mar und trat bei herrlichem Sonnenschein die Heimreise an. Am Sonntag kam man bei Regen daheim in Auerbach an.

Mit Musik ins neue Heim!

In den Sommermonaten hatte die Knabenkapelle noch zahlreiche Einsätze zu absolvieren: das Wiesenfest in Warmensteinach bei strahlendem Sonnenschein, das „Traum-Bürgerfest“ zusammen mit den „blauen Jungs“, die Sportplatzkirwa in Michelfeld bei Superwetter, das Bahnhofsfest in Bayreuth, ein Zeltlager in Weissenstadt, und das äußerst erfolgreiche Neumühlfest. Das Hauptereignis des Jahres für die Knabenkapelle war jedoch der Wechsel ins neue Vereinsheim.

Am Mittwoch, dem 27. September 1995, zog die Knabenkapelle mit einem Marsch durch die Auerbacher Innenstadt in ihr neues Domizil in der Bergstraße um, um dort ihre erste Probe abzuhalten. Zahlreiche Eltern, die die Buben und Mädchen begleiteten, freuten sich mit ihnen, denn man hatte endlich die beengten Verhältnisse im Grünhofschulhaus hinter sich.

Musiker und Vorstandschaft am Treppenaufgang

Veranschlagt war der Ausbau mit 180.000 DM. Dank der vielen Sponsoren und der von engagierten Eltern erbrachten Eigenleistungen (ca. 600 Arbeitsstunden) kam es zu keiner Kostenexplosion. In dem bisher ungenutzten Dachraum des Feuerwehrgerätehauses entstanden neben einem großen und einem kleineren Proberaum eine Küche sowie Abstellräume und WC-Anlagen. Einer Nutzung wurde auch der darüberliegende „Spitzboden“ zugeführt, in dem mit Hilfe von Einbauschränken auch die Trachten der Musiker und Notenmaterial gelagert werden können.

Mit Urkunden und Ehrennadeln wurden diese eifrigen Helfer geehrt

Am Samstag, 28.10.1995, erfolgte die offizielle Einweihung. Vorsitzender Josef Merkl konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen: Vertreter des Stadtverbandes und der Patenvereine sowie der Schulen. Bürgermeister Hanni Haberberger, Landrat Dr. Wagner, Landtagsabgeordneter Heinz Donhauser und Dr. Adolf Eichenseer beglückwünschten die Knabenkapelle zu ihrem wunderschönen Vereinsheim. Gleich drei Geistliche spendeten den kirchlichen Segen: Pfarrer Wladyslaw Dymny, Pfarrer Gerhard Scholze und Pfarrer Hans Eisend. Mit feierlichen Klängen umrahmten die Bläser die festliche Veranstaltung.

 

Adolf Eichenseer spricht in seinem unnachahmlichen Stil

Bestandsaufnahme

Bei der Jahreshauptversammlung am 11. November 1995 im neuen Vereinsheim wurde Josef Merkl von den zahlreich erschienen Eltern wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt. Er berichtete von 32 Einsätzen im vergangenen Jahr. Die Musikerzahl stieg von 83 auf 87 Buben und Mädchen. Dem Klangkörper standen 375 Musikstücke zur Verfügung. Allein in den letzten beiden Jahren wurden 25 neue Noten für verschiedene Kompositionen angeschafft, außerdem 70 Bücher für Märsche. Ausbilder Ludwig Riedhammer jun. sprach vom guten Besuch der Orchesterproben. Aufgrund einer Satzungsänderung gibt es bei der Knabenkapelle mit Vollendung des 18. Lebensjahres keine „Ausscheider“ mehr.

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